Wort des Jahres: Omnishambles

Da habe ich doch vor geraumer Zeit Shambles zum Wort der Woche erkoren – nicht nur, weil es so schön nach dem klingt, was es bedeutet: Scherbenhaufen, Durcheinander, Saustall.  In der hiesigen Berichterstattung wird es darüber hinaus in jedem denkbaren Kontext immer wieder gern benutzt. Und auch Politiker bedienen sich gern der Shambles, entweder um die verkommene Moral der Opposition zu qualifizieren, oder die geplatzten Gesetzesvorhaben der Regierung.

(Quelle: Metro, 13. November 2012)

Besonders hervorgetan hat sich in dieser Hinsicht Labour-Chef Ed Miliband, der im Frühjahr die Steigerungsform von Shambles salonfähig machte. Im House of Commons fragte er den Regierungschef zum Etatentwurf (wie hier üblich indirekt, indem er den Speaker of the House adressierte): „We are all keen to hear the prime minister’s view on why he thinks (…) even people within Downing street are calling it an omnishambles budget.“

Spätestens da wurden die Redakteure des Oxford Dictionary aufmerksam, der höchsten moralischen Instanz der englisch-sprachigen Welt (und die ist bekanntlich recht groß). Noch vor Kandidaten wie Eurogeddon, games maker und yolo (was auch immer das sein mag) kürten sie omnishambles jetzt zum Wort des Jahres. Hier die offizielle Definition:

omnishambles, noun, informal

  • a situation that has been comprehensively mismanaged, characterized by a string of blunders and miscalculations
  • [coined by the writers of the satirical television programme The Thick of It: from OMNI- and SHAMBLES]

Ein Grund für die Ehrung war laut Oxford Dictionary, dass sich aus dem Begriff mannigfaltige Derivate generieren lassen. Und diese Möglichkeit lässt sich die britischen Presse niemals entgehen, liebt sie doch Neologismen, sprachliche Neuschöpfungen jedweder Art. Es gehört zum sportlichen Ehrgeiz des diensthabenden Redakteurs, und zum guten Ton im täglichen Wettbewerb der Blätter untereinander, für möglichst jede Schlagzeile altbekannte Begriffe und Namen zu neuen zusammen zu nieten. Die Ergebnisse sind mehr oder minder gelungen, nicht immer krachend originell, aber nie langweilig. Omnishambles jedenfalls bietet sich hervorragend an für solcherlei Operation am offen Wort, und so waren bald zahlreiche Abkömmlinge im Umlauf, wie omnishambolic, Romneyshambles, olympishambles und scomnishambles.

Arbeiterführer Miliband hat mit Omnishambles übrigens zum zweiten Mal in Folge dem Wort des Jahres auf’s Siegertreppchen verholfen: 2011 machte er die „squeezed middle“ populär, die ausgequetschte Mittelklasse, die den Großteil der Steuern zu schultern hat. Wenn das mit dem Job als Premierminister bei den nächsten Parlamentswahlen nichts geben sollte, kann er sich ja immer noch als oberster Schlagzeilendichter beim Guardian bewerben…